Oliver Jünke

Geboren wurde ich 1968 in Göttingen als mittleres von drei Geschwistern. Nach dem Realschulabschluss 1986 machte ich eine Lehre zum Glasinstrumentenbauer. Als Geselle arbeitete ich bei mehreren Firmen im ganzen Bundesgebiet. In diese Zeit fiel auch mein 24monatiger Zivildienst, den ich in bei einer Sozialstation der evangelischen Kirche in Göttingen ableistete. Als Zivi in der Häuslichen Krankenpflege erfuhr ich aus erster Hand, was es heißt zu pflegen.

Dem Gesellenbrief folgte rasch der Meisterbrief als Glasinstrumentenbauer. Damit wollte ich es aber nicht bewenden lassen, also begann ich eine Ausbildung zum Kälteanlagenbauer, die ich 1998 nach einer verkürzten Lehrzeit abschloss. In diesem Handwerk erwarb ich im Sommer 2001 meinen zweiten Meistertitel. Anschließend war ich bei einer Firma für Gebäudetechnik in Potsdam als Betriebsleiter für Kältetechnik tätig. Meine Aufgabe war es, ein neues Standbein, die Abteilung für Kältetechnik, für die Firma aufzubauen.

Ich war schon immer sehr zielstrebig und ehrgeizig, einer der das Rad am Laufen hält. Meine beiden Meistertitel erwarb ich quasi nebenher, während ich Vollzeit arbeitete. Und an meine Aufgabe, die neue Abteilung aufzubauen, ging ich mit Vollgas heran. 12-Stunden-Tage waren keine Ausnahme! Ich ging immer hochmotiviert zur Arbeit, ich gehörte nie zu den Leuten, die auf Arbeit Frust schoben oder sich langweilten. Daneben frönte ich meinen Hobbies Segeln, Schwimmen und Tanzen. Kurz, mein Leben war in ständiger Bewegung. Bis mich die ALS ausbremste. Erst langsam, fast unmerklich, dann, nach der Diagnosestellung:

Viele meiner Zukunftsvisionen zerbrachen. Ich musste mich mit der Erkrankung auseinandersetzen und sie annehmen. Dabei halfen und helfen mir noch:

  • all die lieben und fachkundigen Menschen, die mich begleiten
  • gute medizinische, rechtliche, therapeutische Beratung und Unterstützung
  • mein Sinn für das Erforderliche und Machbare
  • der Mut und die Beharrlichkeit meine Ansprüche durchzusetzen
  • mein Motto: „Das Leben ist doch schön!“

Heute nutze ich weiterhin meine Zeit bestmöglich. Und auch wenn mein Körper mittlerweile unbeweglich ist, mein Geist ist umso beweglicher. So kann, indem ich medizinische und technische Hilfsmittel nutze, meine Vorstellung eines selbstbestimmten Lebens realisieren.

Die Krankheit hat mein Leben in eine neue Richtung gelenkt und mir neue Aufgaben gestellt:

  • Beraten und Informieren
  • Vorträge halten
  • Gründung und Mitarbeit bei dem Verein ALS mobil e. V.
  • Reisen und darüber berichten / Beispiel geben
  • Mut machen

 

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